In einem idyllischen Tal der
Serra de Tramuntana
im Wilden Westen Mallorcas ruht das imposante so genannte Kloster Lluc, der bedeutendste Wallfahrtsort der Insel, vor schöner Bergkulisse. Da dort aber keine Mönche wohnen, ist die Bezeichnung als Kloster eigentlich nicht korrekt. Besonders am 1. Sonntag im August pilgern nicht nur die Einheimischen hierher, oft zu Fuß oder per Rad. Der Pilgerweg führt von
Palma de Mallorca
aus über 48 km, von Sollèr aus über 28 km zur Schwarzen Madonna, der Moreneta von Lluc, dem Ziel der religiösen Inbrunst. Natürlich ist Lluc auch mit dem Auto oder dem Bus erreichbar. Aber die knapp 2.000 Steinstufen, die zum Kloster empor führen, muss jeder überwinden, der sich der Schwarzen Madonna anbetend nähern will.
Legende von Lluc
Um sie rankt sich die Legende von Lluc (Lukas), dem bekehrten kleinen Maurenjungen, der im Jahre 1230 nahe einem Gebirgsbach in einer Felsspalte einen spektakulären Fund machte, eine Madonnenfigur aus dunklem Holz, die er der Kirche von Escorca übereignete. Anderntags war die Madonna aus der Kirche verschwunden, man fand sie an eben demselben Fundort erneut vor. Als sich das Wunder noch mehrmals ereignete, entschied man, am Standort der Madonna die Kapelle Santa Maria de Lluc zu bauen, da es ganz offensichtlich dem göttlichen Willen entsprach.
Seit 1268 ist dann die Kapelle urkundlich belegt. Papst Clixtus III. ließ 1476 ein Kloster gründen, zwischen 1622 und 1691 wurde die Kirche errichtet, ein schöner Barockkuppelbau, dessen schlichtes Interieur im 20. Jahrhundert mit Einflüssen des katalanischen Jugendstil-Künstlers Antoni Gaudí ergänzt wurde. Auf eine interessante Historie kann auch der Knabenchor des Klosters verweisen, schon 1526 findet er Erwähnung in einer päpstlichen Bulle. Die "Els Blauets" (wegen der blauen Soutanen) genießen heute als Schüler des Klosterinternats eine ausgezeichnete Erziehung und musikalische Ausbildung. Es ist eine Auszeichnung, dort aufgenommen zu werden. Besucher können ihnen täglich bei ihrem "Salve" vor der Madonna lauschen.
Übernachtung in alten Gemäuern
Schon 1568 war das Santuari de Lluc zugänglich für Pilger. Auch die heutigen Bewohner, der Orden des Heiligen Herzens, öffnet den Wallfahrtsort allen, die in seinen stillen Mauern Einkehr halten wollen, und bietet in verschiedenen Formen eine angenehme und preisgünstige Unterkunft an: 129 Zimmer, Zellen genannt, mit modernem Komfort, Mehrbettzimmer für Gruppen, Appartements mit Küche, Wohnraum und Badezimmer sowie Campingplätze für Caravan und Zelte, auf dem die Pilger unter ihrem eigenen Dach übernachten können und die mit guter Infrastruktur versehen sind. Immerhin strömen am Feiertag der Heiligen Tausende Menschen hierher. Daher ist eine frühzeitige Zimmerbuchung ratsam. In zwei Restaurants kann man sich verköstigen. Auch spirituelle Seminare und Tagungen finden im Andachtshaus des Klosters statt.
Santuari de Lluc als Ausgangspunkt für Wanderungen
Santuari de Lluc ist ein beliebter Ausgangspunkt für schöne Wanderungen in die Serra de Tramuntana, zum Beispiel um den mutigen Abstieg in den Torrent de Pareis zu wagen, in eine der tiefsten Schluchten Europas, oder auf den
Puig de Massanella
zu steigen, mit 1.348 m die zweithöchste Erhebung auf der Baleareninsel. Auch der Puig Roig liegt nahe bei. Eine Vielzahl an einfacheren Wanderwegen, die unvergleichliche Ausblicke zulassen, ist auch für Ungeübte gut realisierbar.
Für Naturfreunde ist der Botanische Garten mit seiner Fülle an einheimischen und exotischen Pflanzen, Kräutern, Wasserfällen und Obsthölzern eine Augenweide, ein Platz der Ruhe und Meditation. Für kulturell Interessierte lohnt ein Besuch des Museums, das wertvolle Exponate beherbergt, darunter einheimische Keramik, Textilien, Kirchenschätze, Malerei und archäologische Funde.
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